
„Indien“ ist ein Wunderwerk des komischen Schreckens. Josef Hader und Alfred Dorfer bilden trotz exotischen Titels tiefstes Österreich ab. Unter der Oberfläche der beiden ungleichen Protagonisten, Heinzi Bösel und Kurt Fellner, die im Wirtshaus über die letzten und die ersten Dinge, Wiener Schnitzel und ihre Ängste philosophieren, lauern lauter kleine Tragödien von einsamen Männern.
Eine kammertheatralische Groteske von derb-menschlicher Art, deren Humor sich nicht sofort aufdrängt, sondern erst im Laufe des Stückes zum tragen kommt. Die beiden sind nicht bloß schmierige, grob balzend und bolzende Zeitgenossen die sich anfänglich nicht ausstehen können, sondern die beiden Gastro-Genossen verbindet am Ende wirkliche Freundschaft, die rührt und traurig macht.
Als sich am Ende des Stückes der Tod hineinschleicht und die beiden versuchen, mit diesem Sterben umzugehen – überaufmerksam, witzereißend und zugleich hilflos menschlich – verleiht dies dem polternden Vorspiel eine zerbrechliche Würde und Größe.
Eine subtile emotionale Entwicklung der Beziehung zweier Menschen zueinander, an deren Endpunkt der Zuschauer/die Zuschauerin das Gefühl hat an einem besseren Ort angekommen zu sein – unweit von „Indien“ eben.
Anmerkung: Fellners Sprache ist als leichter, die Bösels als grober Wiener Dialekt zu bezeichnen. In diesem Sinne sollte das Stück für einen anderen Sprachraum bearbeitet werden. Ein Glossar der spezifischen österreichischen, bzw. Wienerischen Wörter befindet sich im Anhang an das Manuskript.
Indien ist ein Wunderwerk des komischen Schreckens … ein Duo, wie es sich Thomas Bernhard und Helmut Qualtinger in einer gemeinsam durchsoffenen Nacht vielleicht hätten ausdenken können, dumpf verstockt und voller unterdrückter, sprachloser Wut. Eine Monsterkomödie, eine zum Brüllen komische Arie vom lausigen Leben und kläglichen Sterben des armen Mannes.
DER SPIEGELSich die Angst herauslachen, die Furcht vorm Sterben hervorholen, sie zugeben, nicht mehr lachen und still sein. Wie Magier haben Josef Hader und Alfred Dorfer ihr Publikum im Griff.
KURIERWenn das Stück derb, provokant und karikierend anläuft, so vollzieht sich nach der Pause der Schwenk zum grimmigen Tiefsinn ganz ohne Pathos oder Peinlichkeit. Hader und Dorfer spielen mit den Emotionen des Publikums, liefern Wortwitz und Situationskomik. Raffiniert die Vorbereitung auf das große Erschrecken am Ende. Das Lachen verebbt, das Nachdenken fängt an.
KLEINE ZEITUNGWir sitzen irgendwie in einem ganz eigenen Stück. Das hat sich, typisch österreichisch, das Kabarettistenduo Josef Hader und Alfred Dorfer ausgeheckt, eine kammertheatralische Groteske von der wüst-menschlichen Art, so daß man erst meint, sie sei nix als deftig und ordinär, bis man erkennt: da steckt ja ein Haufen Humanum drin! Das sind nicht bloß schmierige, wamperte Spießer, Mannsviecher, Puderer, saugrob balzend und bolzend – nein, die zwei Gastro-Genossen verbindet am End wirkliche Freundschaft, die rühren an, die können einem leidtun. … Und wie sich dann auch noch, ganz leisetreterisch der Tod hineinschleicht in die Geschichte und wie die beiden versuchen, mit diesem Sterbenmüssen umzugehen, täppisch und überaufmerksam, witzereißend und hilflos (und sehr sehr menschlich), das verleiht diesem polternden Lackl-Sketch eine zerbrechliche Würde und Größe, echt tragisch. Auch wenn wir die ganze Zeit g ́lacht ham wie blöd.
STUTTGARTER ZEITUNG